Montag, 31. Dezember 2012


Das erste Honig-Jahr geht zu Ende


Was für ein sensationelles Honig-Jahr auf Kassels erster Dach-Imkerei?! Die Bienen zogen ein, erst waren es zwei Völker, später besorgte ich noch fünf weitere Ableger dazu. Und einen wilden Schwarm durfte ich auch einfangen. Unzählige Stiche habe ich erleiden dürfen, einen direkt unterm Auge. Egal! Denn der Honig ist es wert. Schon die Frühjahrsblüte war geschmacklich enorm facettenreich, und die zweite Ernte, wir nannten sie Sommerblüte, war dann noch intensiver und wies einen besonders niedrigen Wassergehalt von 15,3% auf. Unter 18% gilt als gut, weniger Wasser bedeutet mehr Geschmack.

Sensationell war auch das Feedback. Zwar habe ich den Kasseler Stadthonig auch bei dawanda.com online angeboten und so einige Gläser an Exil-Kasselaner weit über die Stadtgrenzen hinaus verschickt. Der Großteil des Absatzes fand aber lokal statt: In der Victoria Apotheke um die Ecke, in dem kleinen Café Flora am Friedhof gegenüber, in dem kleinen Trödel-Laden einer Freundin (Palim*Palim), in dem Laden für spanische Exquisitäten einer anderen Freundin am HoPla (el Torrito), in der Kasseler Markthalle am Stand von KARIBU und natürlich im Nordstadt-Edeka-Mark an der Eisenschmiede. Dort gingen freilich die meisten Gläser über den Ladentisch. Einige Honig-Liebhaber klingelten aber auch ganz klassisch an der Haustür, obwohl da noch gar kein Schild hängt.

Wenn die Rede von Absatz ist, liegt auch der Gedanke an Erlöse und Gewinne nicht fern. Doch viel Geld hat es freilich nicht gebracht. Wie auch, bei 3,50 Euro pro Glas? Aber wegen der vielleicht möglichen Gewinne treibe ich den Zauber ja nicht. Statt dessen habe ich so einige Taler in meinem Kasseler-Stadtbienen-Projekt versenkt. Mein Antrieb sind hier ganz sicher nicht positive  Wirtschaftlichkeitsberechnungen, sondern einzig die Liebhaberei an Naturgenuss und Naturerlebnis. Etwas amüsiert schaue ich dann auch kritisch nachrechnenden Leuten zu, wenn sie erst davon überzeugt sind, es müsse doch ordentlich was bei rum kommen, und sie dann selbst darauf kommen, dass wohl nicht ernsthaft eine Gewinnabsicht hinter dem Projekt stehen kann. Sonst hätte ich eher 150, statt nur acht Völker.

Verwirrend und bisweilen befremdlich waren dagegen einige sehr offen vorgetragene Reaktionen auf den Ausverkauf des ersten Stadthonigs. Zwar unterstreiche ich stets, dass ich die Micro-Imkerei auf dem Dach und diese Art saisonale Honig-Manufaktur als Hobby betreibe. Dass der Honig dann aber tatsächlich irgendwann mal ausverkauft sein könnte, wollten dann einzelne Menschen wirklich nicht verstehen: "Was für faule Bienen haben Sie denn da?!"
Das kann ich absolut nicht bestätigen. Sie waren fleißig, meine Mädchen. Ausgezeichneten Honig haben sie gemacht. Das sah auch der Hessische Imkerbund so und prämierte den Kasseler Stadthonig aus der Nordstadt unter rund 200 Einsendungen mit einem 1. Preis und dem Prädikat Gold.

Vielleicht wird es in 2013 mehr Honig geben! Wie gesagt, ich habe noch einige Ableger angeschafft und versorgt, die bis zum nächsten Frühjahr zu ordentlichen Völkern heranwachsen sollen. Doch mehr Bienen bedeuten nicht unbedingt auch mehr Honigertrag. Warum mir eine gewisse Erntemenge aber trotzdem wichtig ist? Ohne Honig kann ich nicht in die Öffentlichkeit treten und interessierten Menschen von der Bedeutung der schützenswerten Honigbiene berichten. Das Interesse ist groß. Mehrfach wurde ich eingeladen. Auch die erfolgreiche Prämiere des Dokumentarfilms "More than Honey" belegt das öffentliche Interesse an diesen Themen. Aber neben einer Powerpoint-Präsentation und ein paar Flyern sollte man schon auch was zum Kosten dabei haben, wenn man der Kasseler Stadtbevölkerung etwas über Honig und Bienchen erzählen will. Das wäre sonst so als träfe man sich zum Schwimmtraining in der Turnhalle.

Bis zum nächsten Frühjahr ist in der kleinen Mikro-Imkerei noch eine Menge zu tun. Wir haben eine Absturzsicherung auf dem Dach installiert, und eine Treppe soll die Leiter ersetzen. Damit wird mir die Arbeit deutlich erleichtert, und es ermöglicht einzelnen Besuchern ein Blick auf den Bienenstand. Dann werden wohl neue Etiketten und Flyer gestaltet werden, die auf die Prämierung hinweisen. Dabei ist mir die Grafikerin und Illustratorin Pia Uhlemann eine große Hilfe. Sie hatte bereits das Erscheinungsbild in 2012 geprägt. Außerdem müssen noch weitere Bienen-Kisten (Honigräume) gebaut werden, die den Völkern im Frühjahr und Sommer nach und nach zugegeben werden.

Ein ziemlich angesehener Bienen-Experte hat mal gesagt, das Imkern lernt man nicht in einem Jahr oder in dreien, sondern in fünf. Und bis dahin verläuft jedes Jahr anders, jedes Volk entwickelt sich unterschiedlich – es bleibt also spannend!

Den Freunden des Kasseler Stadthonigs aus der Nordstadt wünsche ich einen guten Start ins neue Jahr. Esst regionalen Honig und bleibt damit gesund. Haltet Augen und Ohren auf. Wenn Euch dann im Frühjahr 2013 eines meiner Mädchen umsummt, dann versteht es als kleinen Gruß von der ersten und bislang einzigen Kasseler Dach-Imkerei!

Victor Hernández






Sonntag, 5. August 2012



Pressebesuch

Ein Reporter-Team der HNA war kürzlich bei mir zu Besuch auf dem Dach und hat einen Beitrag für die Printausgabe der Tageszeitung sowie für HNA-Online erstellt...






Montag, 16. Juli 2012

Neuzugänge in der Nordstadt


Gestern Abend habe ich die neuen Mädels auf dem Dach installiert. Insgesamt fünf Ableger, ein gefangener Schwarm und die beiden Völker, mit denen ich im Frühjahr 2012 gestartet war, leben nun dort oben in nagelneuen, weißen Beuten. Die grauen Beuten sind aus dem Frühjahr. 

Zum Glück hatte ich diesmal Hilfe beim Hochtragen und Aufstellen. Dabei wurde mir klar, dass ich vor dem nächsten Frühjahr den Zugang auf's Dach noch optimieren muss. Eine Treppe muss her und die Luke muss etwas vergrößert werden. Dafür habe ich bereits mit  einem Zimmermann gesprochen.



Heute bin ich mal gespannt, wie sich die neuen Mitbewohner da oben so einfliegen. Ein paar Arbeiten muss ich da noch verrichten: Ordentliche Steine besorgen, um die Deckel zu beschweren, die Trennschiede einlegen und zum Teil noch Bodenbrettchen einlegen, damit die Völker vor dem Winter ordentlich in Brutstimmung kommen und eine brauchbare Wintergröße erreichen.  

Ansonsten stehen diese Woche noch das Abernten an, wofür ich mir eine neue Schleuder gekauft habe (motorisiert) und dann auch sofort die Varroa-Behandlung. Denn ohne die Bekämpfung der Milben kommen die Bienchen nicht durch den Winter. Nicht die Kälte macht den Bienen im Winter zu schaffen, sondern dieser Parasiet. Leider ist das ein wahnsinnig großes Feld, jeder erfahrene Imker meint zu wissen, was das Richtige ist. Die wissenschaftlichen Bieneninstitute geben aber kaum hilfreiche Maßnahmen an die Hand. Man muss dazu also viel Lesen und sich dann eine eigene Meinung bilden, welche möglicherweise mit Verlusten verbunden ist. 


Mittwoch, 4. Juli 2012


Schwarm-Alarm

Gestern hatte ich meinen ersten Einsatz als Schwarmfänger. In Simmershausen bei Kassel hatte sich ein Bienenschwarm in den Apfelbaum eines Familiengartens gesetzt. Mit Leiter, Wassersprüh-Flasche und Säge bin ich ausgerückt. Und tatsächlich: Nach etwa 2 Stunden schweißtreibender Arbeit waren die Mädchen in Sicherheit.
Übernacht ging es in den dunklen Keller. Heute morgen wurden sie dann in eine Dadant-Beute einquartiert und wieder mit Futter versorgt. Das war alles ziemlich turbulent. Waren ja auch so etwa drei bis vier Kilogramm Bienen, also ein stattlicher Schwarm.

Donnerstag, 21. Juni 2012


Kasseler Nordstadt
Honig

– eine Micro-Imkerei auf dem Dach mit Freude am Naturbewusstsein, Naturerlebnis und Naturgenuss  –



Etikett für die aller erste Ernte in 2012
in 400g- und 250g-Gläsern
Gestaltung: Pia Uhlemann, Schweppenburg



Sorgsam hergestellt und 
geschmacklich so facettenreich
wie die Gesichter dieses Stadtteils.

Jedes Glas unterstützt eine Micro-Imkerei und 
ist ein aktiver Beitrag zum Naturschutz.

Montag, 4. Juni 2012


Tolle Farbe,
15,8 % Wassergehalt und 
ein großartiger Geschmack

Das war ein erfolgreicher Erntetag! Früh am Morgen wurden die Bienenfluchten eingesetzt, damit Lucy und ihre Schwestern den Honigraum zwar verlassen, aber nicht mehr betreten konnten. Dann am Nachmittag habe ich die restlichen Bienchen abgefegt und die unglaublich schweren Honigräume runter geholt. Eine Mordsschlepperei. Imkerei ist eine Schlepperei, dachte ich mir dabei!!! 

Mein Imkerpate, Martin Weber, hat mir angeboten, die erste Schleuderung bei ihm im Schleuderraum zu bewerkstelligen. Da konnte ich mir einen Überblick über seine Gerätschaften und Arbeitsweisen verschaffen. – Vielen Dank dafür!


Seine Schleuder fasst 9 Waben und wird mit einem Motor angetrieben.
Gemeinsam wurde "entdeckelt" und dann gings auch schon rund...


Mit einer Art Gabel wurden die Wachsdeckel von den Waben geöffnet.



Der Honig wird dann mittels Zentrifugalkraft aus den Waben geschleudert und läuft dann durch zwei unterschiedliche Siebe in den Eimer.


Während der Honig ausläuft kann mit einem Refraktometer der Wassergehalt bestimmt werden. Nach der Deutscher Honigverordnung dürfen nicht mehr als 20% Wasser enthalten sein. Der Deutscher Imkerbund schreibt höchstens 18% vor. Und dann komme ich mit 15,8%. Martin Weber hat dreimal nach gemessen und sich die Augen gerieben. Sein bester Honig lag bei knapp 16,5%.

Erklärung für das gute Ergebnis: Tolle Bienen, toller Standort!


Dienstag, 22. Mai 2012


Der Stoff ist köstlich!


Die erste Wabe habe ich heute entnommen, mich diebisch gefreut, sie archaisch zerkleinert und den Wachs-Honig-Brei durch ein Sieb laufen lassen, so wie es einst unsere Ahnen taten. Damit hat man zwar einen hohen Anteil an Reststoffen aus Wachs und Pollen im Honig. Aber macht das was? Ich finde nein. Der Stoff ist köstlich!!!


Goldene Trachtzeit

Die Tracht nennt der Imker die Phase im Bienenjahr, wenn die Bienen den Nektar und Tau eintragen, daraus Honig machen und diesen dann einlagern. Bei den Temperaturen in diesen Tagen von weit über 25 Grad sind Lucy und ihre Schwestern über den Dächern der Kasseler Nordstadt mächtig am schaffen. Die heutige Schwarmkontrolle habe ich auch für ein paar Schnappschüsse genutzt.












Freitag, 18. Mai 2012


Blick in den Honigraum

Lucy und ihre Schwestern haben sich von Anfang an unterschiedlich entwickelt. Während ich heute beim zweiten Volk den dritten Honigraum aufgesetzt habe, ist der zweite Honigraum beim ersten Volk noch gar nicht wirklich ausgebaut, also noch sehr leicht.
Grundsätzlich heißt es, soll ein weiterer Honigraum aufgestockt werden, bevor der darunter liegende an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Also eigentlich lange davor. Denn wird es eng, so kommt Schwarmstimmung auf.



Tatsächlich fällt mir bei beiden Völkern auf, dass sie auch ordentlich Honig im Brutraum bunkern. Aber es heißt, ich solle mir darüber keine Sorgen machen. Denn entweder tragen sie den noch hoch oder sie verzehren ihn eben selbst. Und schließlich müssen Lucy & Co auch was zu schlecken haben.

Eigentlich wollte ich heute auch Drohnenbrut ausschneiden, aber die war noch nicht wirklich verdeckelt, also noch zu früh.

Dienstag, 15. Mai 2012


Honigraum erweitern

Lucys Honigproduktion nimmt weiter Fahrt auf: Inzwischen ist bei mir der zweite Honigraum aufgesetzt. Der erste ist bereits gut gefüllt und ordentlich schwer! Etwas neidisch blicke ich natürlich auch zu meinen Kollegen rüber. Dort sind bereits der dritte und auch der vierte Honigraum aufgesetzt. Aber dabei handelt es sich um starke Wirtschaftvölker und nicht um junge Völker, wie bei mir...




Königinnenzucht

Die Königinnenzucht gehört zu Königsdisziplinen.

Ein Blog-Kollege formuliert dazu so trefflich:
 



Manfred Deichmann (Bildmitte), Vorsitzender vom Imkerverein Kassel, züchtet seit Jahren erfolgreich Königinnen. Vereinskameraden lässt er an diesem Erfolg teilhaben. Bei einer "Umlarv-Aktion" in seinem Garten, wurden Larven ausgesuchter Völker in kleine, künstliche Weisselzellen umgesetzt. Dafür bedarf es eines geschulten Blicks und auch eine ruhige Hand.

Mein Fazit als Beobachter: Nichts für Imker-Anfänger wie mich. Aber es ist doch interessant, zu sehen, dass die Wissensreise rund um die Biene nicht vor dem Honigglas endet.




Die umgesetzten Larven werden in möglichst bald wieder in ein Ammen-Volk zurück gegeben. Optimalerweise ist dieses Volk "hoffnungslos weisellos". Dann ist Erfolgsquote am höchsten. 



Mittwoch, 2. Mai 2012


Honigraum füllt sich 

Das lange Wochenende zum 1. Mai habe ich bei Freunden in Meck-Pomm verbracht. Davor hatte ich Lucy und ihren Schwestern noch einen neuen Drohnen-Baurrahmen nach Martin Weber, meinem freundlichen Imkerpaten, gegeben. Dieser ist in der Mitte geteilt. Dann bin ich weg gefahren.
An der Elbe bekam ich dann einen Warnhinweis per Mail, dass inzwischen erste Schwarmzellen im Kasseler Raum gesichtet wurden. Ab jetzt müsse wöchentlich kontrolliert werden, wenn man das Wegschwärmen seiner Völker verhindern wolle. Entsprechend gespannt bin ich als erstes nach meiner Heimkunft aufs Dach gestiegen, um nach den Mädchen zu schauen. Nach dem langen Tag mit viel Sonne und fast 28 Grad hatte ich auch keine Bedenken, den Stock nun aufzumachen und Wabe für Wabe zu ziehen.
Dabei sind mir folgende Dinge aufgefallen:

  1. viele Bienen in beiden Völkern
  2. Drohnen-Baurahmen wieder schön ausgebaut und bestiftet
  3. mächtig Honigeintrag vor allem aber in der unteren Zarge
    (ich frage mich, wann die Bienen den Honig hochtragen in den Honigraum?)
  4.  Königinnen gesichtet
  5. neue Wachsmittelwände werden nach und nach mit Waben ausgebaut
  6. Keine Schwarmzellen entdeckt

Dienstag, 24. April 2012


Drohnenbrut ausschneiden


Ohne Jungs geht es nicht. Die meisten Bienen eines Volkes sind zwar weiblich, aber männliche Bienen, die Drohnen, braucht es, um die Königin zu begatten. Inzwischen ist aber bekannt, dass gerade die Drohnenbrut anfällig ist für die Varroa-Milbe ist. Da die Drohnen etwas größer als Arbeiterinnen sind, brauchen sie etwas länger bis zum Schlüpfen. Entsprechend legen auch die Varroa-Milben lieber ihre Eier dort hinein, wo sie länger gefüttert und beschützt sind. Damit wird die Drohnenbrut zur heimlichen Varroa-Milbenfabrik ist.
Weil die Varroa-Milbe für eben diese Viruserkrankung sorgt, die letztlich ganze Völker killt, wird in der modernen Bienenzüchter-Literatur empfohlen und auf Vorträgen als Präventionsmaßnahme geprädigt, die Drohnenbrut regelmäßig auszuschneiden.

In Lucys Dadant-Beute gibt es einen eigenen Drohnen-Baurahmen,  also ein Rähmchen, in dem die Bienchen ohne Gabe von Wachsmittelwänden etwas größere Waben selbständig bauen, um darin entsprechend Drohnen aufzuziehen. Ist die Brut verdeckelt, fährt man mit dem Messer am Rähmchen entlang, löst die Wabe und hängt den Rahmen wieder zurück in den Brutraum.


Natürlich wurde danach die noch nicht geschlüpfte Brut genau auf Varroa-Milben untersucht. Daumen hoch! Nichts gefunden. Einige Larven habe ich nun in ein Glas getan und sterilisiert. Drohnen-Larven gelten als ausgesprochen "fängiger" Forellen-Köder und kosten schon ein paar Euro.









Der Aufzug


Schon beim Aufstellen der ersten Beute, habe ich gemerkt, dass es nicht ganz einfach ist, eine ganze Beute, samt Boden, Deckel und Inhalt in einer Hand zu halten und mit der anderen,  eine Leiter hinaufzusteigen. Schließlich muss ich da ja noch durch die enge Ausstiegsklappe... Für die zweite Beute habe ich dann einen Nachbarn aus der WG neben an um Hilfe gefragt. Das hat auch spontan geklappt. Aber es war klar: Da muss ne andere Lösung her!

Ich habe deshalb einen kleinen Lastenaufzug konstruiert. Dafür wurde ein ordentlicher Pfosten an den Schornstein gedübel. Eine Querlatte sitzt auf einem Scharnier und wird von oben von einem Drahtseil gegengehalten. Der Arm ist schwenkbar und gerade in der rechten Höhe, damit ich da die Seilrolle bei Bedarf einfach umhängen kann.

Nun kann ich also unten die Kisten mit zwei Spanngurten festzurren, Hacken drum  und unter der Leiter also direkt unter der Ausstiegslucke parken. Dann klettere ich selbst die Leiter hoch, klappe sie zur Seite und ziehe an dem Seil. Das wirklich schöne an dieser Rolle: die Bremse. Sollte mir das Seil aus den Händen rutschen, knallen die Sachen nicht irgendwo auf den Boden.

So habe ich nun ganz bequem die Honigräume, für jedes Volk eines, auf's Dach befördert und aufgesetzt.





Montag, 23. April 2012



Der Honig naht


Mit den steigenden Temperaturen nimmt nun auch die Flugaktivität der Bienchen weiter zu. An den Pollenhöschen erkennt man, dass Lucy und ihre Schwestern bereits von Blüte zu Blüte sausen. Zum Wochenende werden sogar 20 Grad Celsius erwartet. Das Klimatief dieses Frühjahrs scheint damit erst einmal vorbei. Das bedeutet: Die Honigräume müssen unbedingt drauf.

Dafür habe ich nun die Mittelwände in die neuen Rähmchen eingelötet. Mit einem Trafo-Gerät erwärme ich den feinen Draht, der in Rähmchen gespannt ist. Dieser lötet sich dann damit in den Wachs ein und erkaltet sofort wieder, wenn man die Stromspannung abnimmt.




Dafür muss man erst ein Gefühl entwickeln. Denn hält man die beiden Pole des Trafos zu lange an den Draht, schneidet dieser die Wachsplatten einfach durch. Mit ein bisschen Übung klappt es dann aber recht fix.



Donnerstag, 19. April 2012




... sie sammeln schon!




Eigentlich habe ich mir vorgenommen, die Bienchen entgegen meiner Anfangseuphorie und meiner Neugierde in Ruhe zu lassen, also nicht mehr zu stören als zwingend nötig. Denn es ist noch recht frisch und jedes Öffnen des Deckels stört das Klima in der Beute. Außerdem denke ich, wenn ich schon so friedliche Bienen habe, dann muss nicht unbedingt ich mich als aggressiver Störenfried erweisen...





Aber man kann die Bienen auf dem Dach auch ganz gut im Stillen beobachten. Denn was sich gerade für ein Spektakel am Flugloch abspielt, ist schon sehenswert. Sie fliegen aus!!! Da ist richtig Flugbetrieb. Und was fast noch schöner ist. Sie kehren mit Pollen zurück. An den hinteren Beinchen sind gelbe und orangene Pollenhöschen deutlich zu erkennen. Für mich schon ein früher Beleg, dass der Standort richtig ist. Übrigens entspricht jede Pollenfarbe einer bestimmten Blüte.





Gerade habe ich auch mit dem Veterinäramt gesprochen. Jeder Bienenstand muss dort gemeldet werden. Der Mitarbeiter auf dem Amt war ganz verzückt: "Sie sind der Erste, der Bienen in Kassel auf einem Dach hält. Und der Erste hier am Hauptfriedhof." Ich bin begeistert!









… am Rande: Hong Kong Honey



Hong Kong is home to more than 7 million people. Amongst the high rise apartments, product designer Michael Leung founder of HK Honey, has created his own space bringing nature back into the metropolis one box at a time.

HK Honey is an organisation of Hong Kong beekeepers, artists & designers who aim to communicate the value of bees to the human food chain & the benefits of locally produced honey. With a network of bee farms and a design studio, Michael and HK Honey harvest local honey & design products and services relating to urban beekeeping.






Mittwoch, 18. April 2012


Die Ankunft



Endlich ist es soweit! Die Bienen sind da. Zwei Völker reichen mir für den Anfang. Gestern habe ich die Beuten an den alten Bienenstand gebracht. Zusammen mit Manfred Deichmann, dem Züchter und Vorsitzenden des Imkervereins Kassel, haben wir die Wabenrähmchen von den alten in die neuen Zargen gesetzt. Im Verlauf des Nachmittags konnten dann noch Nachzüglerinnen heimkehren. Und heute morgen haben wir die Beuten mit Schaumstoffstreifen verschlossen, verzurrt und abtransportiert.

Eine Kiste habe ich alleine am Seil durch den Dachausstieg gezogen. Nachdem mir dabei die Leiter umgefallen ist und ich dann durch den Ausstieg klettern, bzw. springen musste, habe ich mir einen Nachbarn für die zweite Beute dazugeholt.

Nach dem Aufsetzen auf den Bock wurden Lucy und ihre Schwestern wieder freigelassen. Der Schaumstoff wurde gegen ein ordentliches Flugloch-Brettchen getauscht. Dann habe ich den Bienchen eine Verschnaufpause gegönnt, bevor ich den Denkel abgenommen habe, um nachzusehen, ob die Waben noch alle an der richtigen Position sind. Daumen hoch. Alles ist gut gegangen! Die Reise ist ohne Verluste überstanden.


 Da ist sie! Lucy vom Stamme der Buckfast.



Und da bin ich beim Checken, ob die Waben-Rähmchen nicht durch den Transport verrutscht sind. Wie ein richtiger Anfänger habe ich mich erst noch mit zunftgemäßem Hut eingemummelt…


… aber schnell wird klar: Da sind zwei ganz sanftmütige Völkchen bei mir aufs Dach geklettert. Ich warte bislang noch mit mäßiger Vorfreude auf meinen ersten Stich!







Dienstag, 17. April 2012




I realy love this awesome video, which shows the mansuetude that bee-keeping can hold.  This film made by tiger in a jar for Kinfolk proves the top level of quality which can only be reached by a good manufacturing practice. That is valid for the art of making films as well as keeping bees.





Montag, 16. April 2012


Der Pate in Weiß



Über den Imkerverein Kassel und einpaar Umwege, die sich als glückliche Fügung erwiesen (Danke Frau Wölz), habe ich einen Imkerpaten in meiner Nähe gefunden: Martin Weber züchtet Bienen und erntet Honig seit mehr als 20 Jahren. Er hat schon viele Jungimker auf den Weg gebracht, ohne dabei oberlehrerhaft aufzutreten. Mit seiner freundlichen Art lässt er sich von mir über die Schulter schauen, gibt nützliche Ratschläge und hilfreiche Tipps. Ich habe nicht den Eindruck, dass er mich bewusst in die Irre laufen lässt. Denn auch davon hört man manchmal …

Heute waren wir zusammen mit einem weiteren Jungimker aus Kassel an Martin Webers Bienenständen in Uschlag. Der Plan: Zwei Völker umsetzen, also Umzug von einem Standort zu einem anderen – eine für mich willkommene Gelegenheit, dem Profi einfach mal zuzuschauen und by the job ein paar Infos aufzugreifen. Dafür an dieser Stelle: Ganz herzlichen Dank!



Es zeigt sich, die Haube ist gar nicht nötig. Die Bienen sind sanftmütig.



Volle Wabengassen – das freut den Imker.




Hilfreiche Tragekonstruktion: Eine Brutraumkiste mit Boden, Waben und Bienen wiegt hier etwa 30 Kg.  Zu zweit getragen, hebt sich niemand einen Bruch und die Bienen werden durch die sanften Schaukel-Bewegungen nicht in Unruhe versetzt.